Der Nix im Hahnteich zu Burgstädt
An der Stelle des heutigen Teiches im Wettinhain zu Burgstädt lag einst zwischen Wiesen und Feldern der Hahnteich. An seinen Ufern wucherte dichtes Buschwerk. Unter dem Wasser des Teiches hauste der Nix in einem prächtigen Schlosse. Auch der unterirdische Gang, der einst vom Taurastein bis zum Rathaus führte, gehörte zu seiner Wohnung.
Der Wassernix hatte eine kurze, gedrungene Gestalt, die in abgetragene Gewänder gehüllt war. Auf dem Kopfe trug er eine Mütze mit grossem Schild, die das Gesicht beschattete. Nur das flachsblonde, lange Haar, das unter der Mütze hervorquoll, und ein ebensolcher Bart waren sichtbar.
Ein Bein endete in einem Pferdefuss, ein sichtbares Zeichen, dass er mit den bösen Geistern verwandt war. Oft erschien er in der Stadt, um einzukaufen, und verschwand wieder. Niemand wusste wohin.
Einst war die Tochter des Bäckermeisters Hahn, dessen Bäckerei am Kirchtore stand, während der Heuernte mittags draussen auf der Wiese geblieben. Sie wollte den weiten Weg nach Hause sparen. Es war ein schwüler Tag. Das Mädchen hatte sich in der Mittagsstunde am Rande der Wiese hingelegt, um ein wenig zu schlummern. Plötzlich erschien der Nix und entführte die Überraschte.
Nach Jahr und Tag kehrte die Tochter des Bäckermeisters mit einem Kinde auf dem Arme wieder und erzählte den erstaunten Leuten, wie der Nix sie in seinen Palast geführt hätte. Das Wasser des Teiches habe er damals durch einen Zauberspruch getrennt, so dass sie trockenen Fusses in sein Schloss gelangen konnte. Dort sei sie sein Weib geworden, und es gehe ihr recht gut. Das Mädchen brachte Gold- und Silbersachen mit, kaufte ein und verschwand. Mehrere Jahre erblickte man sie des öfteren, bis sie schliesslich beide nicht mehr gesehen wurden.
Der Teich wurde trockengelegt, und man versuchte, durch Nachgrabungen die Behausung des Nixes zu finden. Doch umsonst! Wahrscheinlich ist sein Schloss mit dem unterirdischen Gang eingestürzt und nun verschüttet.
Quellen:
- Text: "Aus der Heimat für die Heimat", Beibl. z. Burgst. Anz. u. Tgbl.
- Bild: F. Schramm nach einer Zeichnung von Horst Schieke